Vereinschronik
von Markus Baier
„Der Musikverein Oberwihl wurde im Herbst 1913 gegründet und als dessen Vorstand Emil Lüttin ernannt.“ Mit diesen schlichten Worten wird ein bewegtes Stück Geschichte eingeläutet, das sich in diesen Tagen zum 100. Mal jährt (Stand: 2013). Viele Höhepunkte prägten das Vereinsleben des Musikvereins Oberwihl. Aber es gab auch eine Reihe, teils lang andauernder Krisen zu bewältigen. Immer wieder konnte sich der Verein jedoch aufraffen, und es gelang Rückschläge zu überwinden und gestärkt einen neuen Weg einzuschlagen. Die Oberwihler Männer hatten schon eine ganze Weile vor der offiziellen Gründung des Musikvereins Gefallen an der Blasmusik gefunden. Immer wieder fanden sich von der Musik begeisterte Männer zusammen, um festliche Anlässe mit ihrer Musik zu bereichern, so etwa die Festivitäten zu Ehren des Geburtstags von Kaiser Wilhelm II. oder die alljährliche Dorffasnacht. Darüber berichtete auch der Albbote. Das Ganze hatte lange Zeit einen eher sporadischen Charakter. Der Wunsch einen eigenen Musikverein zu gründen, wurde jedoch immer stärker – und er fand im Dorf großen Anklang. Wie das heutige Ehrenmitglied des Vereins Johann Mutter, mehr als drei Jahrzehnte lang Schriftführer des Musikvereins und Verfasser der Festchronik zum 75-jährigen Jubiläum, in Erfahrung brachte, gingen die konkreten Vorbereitungen zur Gründung eines solchen Orchesters in Oberwihl zurück ins Jahr 1912.Damals begannen demnach Emil Lüttin und Eugen Mutter damit, musikbegeisterte Männer um sich zu scharen und im Spiel von Instrumenten zu unterweisen. Mit Karl Huber aus Hänner wurde im Spätherbst 1912 auch ein Dirigent gefunden, und so begann die Probenarbeit schon gut ein Jahr, bevor die 17 Gründungsmitglieder den Musikverein Oberwihl aus der Taufe hoben. Die ersten 60 Jahre blieb das Musizieren im Verein gewissermaßen ein männliches Privileg. Dass heute, 100 Jahre später, das Vereinsleben ohne die Frauen kaum mehr möglich wäre, war zu jener Zeit unvorstellbar.Erste große Investition für den Verein war naturgemäß die Anschaffung von Instrumenten.
Weil das Startkapital jedoch knapp war, musste
jedes Mitglied einen Betrag von 40 Mark bezahlen.
Den Rest übernahm der Verein. Stellt man dagegen, dass das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen zu jener Zeit bei rund 800 Mark pro Jahr lag, und der überwiegende Teil der Musiker aus Landwirten bestand, die deutlich weniger verdienten, bleibt nur ein Schluss: Den ersten Mitgliedern des Musikvereins Oberwihl war das Musizieren sehr viel wert, es war für sie eine Herzenssache.
Der Musikverein hatte letztlich nur 104 Mark selbst zu tragen. Das Geld wurde dem Verein leihweise von Geldgebern zur Verfügung gestellt. Schon im Mai 1914 waren aber alle Schulden beglichen. Grund dafür war ein schwungvoller und engagierter Start ins Vereinsleben. Schon unmittelbar nach der Gründungsversammlung im Herbst 1913 startete der Musikverein Oberwihl eine Aktion zur Werbung von Passivmitgliedern, was auch durch Presseberichte im Albboten im November 1913 unterstützt wurde. Bereits zu Weihnachten 1913 folgten die ersten offiziellen Veranstaltungen des jungen Vereins.
Auch im Jahr 1914 setzten die Musiker ihre Bemühungen mit großer Tatkraft fort, bis der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 eine jähe Zäsur mit sich brachte. Das Vereinsleben kam über Jahre hinweg völlig zum Erliegen. Fünf der Gründungsmitglieder sind in den Kämpfen umgekommen. Während die Protokolle erst Mitte der 20er Jahre wieder von einem geordneten Vereinsleben berichten, begann die musikalische Arbeit der Kriegsheimkehrer bereits wieder Ende 1919, wie der frühere Chronist Johann Mutter darstellt.
Die 20er und 30er Jahre
Mit dem neuen Dirigenten Albin Albiez, der Anfang 1925 den Taktstock übernahm und zehn Jahre lang führte, kehrte der Musikverein Oberwihl...….